Neue Version 0.4 des FI Simulators erschienen
Wer immer schon einmal wissen wollte, ob Faktor-ETFs oder ein Golden Butterfly Portfolio eine frühere finanzielle Unabhängigkeit oder höhere Entnahmeraten im Ruhestand ermöglichen, kann dies jetzt selber in der neuen Version 0.4 des FI Simulators durchrechnen. Darüberhinaus gibt es einige neue Analysefeatures. Hier eine Auflistung aller Neuerungen:
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In dieser Version sind eine Reihe von neuen Kursdaten hinzugekommen. Zum Einen sind dies neue US Aktienindizes basierend auf den sog. Faktordaten von Kenneth French und Eugene Fama. Fama und French benutzen für ihre Forschung die sogenannte CRSP-Datenbank, die der Goldstandard für historische Aktienkurse des US Marktes ist. Die eigentlichen CRSP Daten sind für private Investoren leider nicht zugänglich, glücklicherweise lassen sich aus den Fama/French Daten aber viele der für uns interessanten Indizes in sehr guter Präzision konstruieren. Die dazu notwendige Vorgehensweise hat Tyler, der Autor von PortfolioCharts.com hier im Detail beschrieben. Vielen Dank an dieser Stelle für diese fantastische Arbeit! Tyler verwendet (analog zu den großen Indexanbietern) die Definition, dass Large Cap Aktien die obersten 85% der Marktkapitalisierung abdecken und Small Cap Aktien darüberhinaus den Anteil von 85%-98% (die letzten verbleibenden 2% sind Micro Caps, die typischerweise in einem Small Caps ETF nicht mehr enthalten sind). Parallel dazu wird der Markt abhängig vom Verhältnis Buchwert / Marktkapitalisierung in eine Hälfte “Growth” und eine Hälfte “Value” Aktien unterteilt. Aus diesen 4 Sektoren können dann entsprechende Aktienindizes aufgebaut werden, deren Performance sehr gut mit den heute real existierenden Faktor ETF im Markt übereinstimmt. Vorteil ist aber, dass diese so konstruierten Indizes bereits ab Juni 1926 starten, d.h. sehr viel weiter zurück reichen als die heute existierenden ETFs. Damit erhalten wir dann somit nebem dem CRSP All-Caps Index, der den Gesamt US-Markt inkl. Micro-Caps abbildet, neue US Indices für Large Cap Growth, Large Cap Value, Small Cap Growth und Small Cap Value Aktien. Gerade der Small Cap Value Index hat es (zumindest historisch) in sich: Seit 1926 liefert dieser Index nämlich eine Überrendite gegenüber dem Gesamtmarkt von über 3 Prozentpunkten pro Jahr! Ein weiterer Vorteil der neuen Daten ist, dass diese als Monatsendwerte und nicht nur als Monatsmittelwerte wie bei den Daten von Robert Shiller vorliegen. Das führt bei denen dann nämlich zu etwas geringerer Volatilität und damit sogar zu meßbaren Abweichungen der sicheren Entnahmeraten in kritischen Börsenphasen wie der Weltwirtschaftskrise.
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Neben den neuen CRSP-basierten US Indices habe ich auf mehrfachen Wunsch jetzt auch den MSCI World Index als weiteres neues Asset integriert. Dieser Index bildet vermutlich viel besser den Aktienanteil vieler heutiger Investoren ab, als reine US oder deutsche Aktienindizes dies könnten. Somit wäre der MSCI World für den FI-Simulator eigentlich der Aktienindex der Wahl, wenn dessen Daten nur etwas länger in die Vergangenheit reichen würden als bis 1970. Wählt man diesen Index für seine Analysen aus, sollte man sich daher bewusst machen, dass man nur gut 50 Jahre Daten nutzt, die darüberhinaus viele der kritischen Börsenphasen nicht enthalten. Die Ergebnisse sollte man daher sehr kritisch mit den Ergebnissen vergleichen, die man aus längeren historischen Daten erhält.
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Zuguterletzt habe ich jetzt auch Gold als weiteres neues Asset hinzugefügt. Ich bin mir selber noch nicht im Klaren ob Gold heutzutage wirklich eine Rolle in einem modernen Ruhestandsportfolio spielen kann. Da die Daten aber gut verfügbar sind und lange zurück reichen, möchte ich allen die Gelegenheit geben, dies selber zu analysieren bevor man sich dazu mit einer vorgefassten Meinung begnügt. Bei den Analysen eines “goldhaltigen” Portfolios muss man aber immer im Hinterkopf haben, dass die Goldpreise vor Bretton Woods 1973 fest an den US Dollar gekoppelt waren und somit das makroökonomische Verhalten dieses Assets vor 1973 nicht mit dem nach 1973 vergleichbar ist. Trotzdem wird es spannend sein, z.B. das Golden Butterfly Portfolio einmal im Simulator nachzubauen. Das Ergebnis überrascht, soviel kann ich hier schon einmal verraten.
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Die große Zahl von möglichen neuen Assets im Portfolio erfordert auch einen Umbau des Asset Allokation Reiters. Dort kann jetzt für jedes Asset rechts eine Checkbox gesetzt werden, wenn dieses Asset in den darunter liegenden Optimierungs- und Analysefunktionen auftauchen soll. Leider bietet die von mir genutzte Plotly-Bibliothek keine Checkbox innerhalb einer Tabelle an, daher behelfe ich mir dort aktuell mit einem kleinen Dropdown-Menü. Das ist leider nicht perfekt, funktioniert aber so halbwegs. Sobald Plotly hier etwas Besseres bietet, baue ich das ein, versprochen.
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Bislang war es zwar möglich einen Glidepath bei der Optimierung der Asset Allokation zu berechnen, das Ergebnis konnte aber noch nicht in das eigene Portfolio übernommen werden, da dort bislang nur eine fest Asset-Allokation für eine Anspar- und eine Entnahmephase erfasst werden konnte. Mit der neuen Version kann jetzt unten endlich auch eine Glidepath-Länge eingegeben werden. Nur wenn die Länge des Glidepath größer als Null ist öffnet sich dann automatisch eine Spalte in der Tabelle, die die Eingabe einer entsprechenden Asset-Allokation zum Beginn des Glidepath ermöglicht. Wer sich an dieser Stelle wundert, warum die Spalte für die Asset Allokation der Ansparphase jetzt fehlt, der stellt analog bitte sicher, dass sein FI-Datum auch nach dem Simulationsstart liegt. Nur dann wird diese Spalte nämlich automatisch aufgeblendet, bleibt andernfalls aber verborgen, da die Ansparphase dann gar nicht existiert. Dies macht hoffentlich die zunehmend komplexer werdende Oberfläche etwas intuitiver bedienbar. Analog verhalten sich jetzt auch die anderen Tabellen darunter, mit denen die Asset-Allokation optimiert werden kann. Falls Euch Spalten bei der Eingabe fehlen, prüft also bitte immer, ob Glidepath-Länge sowie FI-Datum richtig gesetzt sind.
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Die Funktionen zur Optimierung der Asset Allokation wurden darüberhinaus neu strukturiert und erweitert. Die neue Version erlaubt jetzt die separate Optimierung der Asset Allokation während der Ansparphase (falls vorhanden), während der Entnahmephase (mit dort konstanter Asset Allokation), während der Entnahmephase mit variabler Asset Allokation per Glidepath sowie eine Optimierung der Länge eines solchen Glidepaths. Last but not least erlaubt ein fünfter Unterreiter dort den detaillierten Vergleich der Ergebnisse einer abweichenden Asset Allokation mit der eigenen “normalen” Asset Allokation.
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Die für die Berechnung der Entnahmeraten verwendeten Kursdaten waren bislang nirgendwo direkt sichtbar. Mit der oben erwähnten Hinzunahme vieler weiter Assets ist eine größere Transparenz aber vermutlich hilfreich bei deren Auswahl für das eigene Portfolio. Zu diesem Zweck gibt es daher jetzt den neuen Reiter “Asset Performance”, der die verwendeten Kurscharts anzeigt sowie die entsprechenden Renditen und Volatilitäten für den gewünschten Zeitraum ermittelt. Neben der “normalen” Darstellung als logarithmische Indexcharts gibt es darunter noch die Möglichkeit die von John Bogle populär gemachten Telltale Charts zu berechnen. Die eignen sich insbesondere dazu, die oben beschriebenen Faktor-Indices einmal genauer zu analysieren um zu sehen in welchen Zeiträumen, welche Faktoren vorteilhaft waren.
Wie beim letzten Update habe ich wieder versucht, gespeicherte Analysen, die mit der Vorversion 0.3 erstellt wurden, einlesbar zu machen. Beim Speichern werden diese jetzt kompatibel mit der Version 0.4 gespeichert. Bei Problemen bei der Übernahme wäre ich für einen kurzen Hinweis dankbar. Außerdem habe ich wiederum einige Änderungen an der Codebasis durchgeführt, d.h. unter der Motorhaube sind erneut viele Änderungen passiert. Falls jemand daher Abweichungen zur Vorversion bemerkt wäre ich wieder für einen Hinweis sehr dankbar, idealerweise zusammen mit einer (anonymisierten und von kritischen Finanzdaten befreiten) Analysedatei. Im Voraus vielen Dank!
Über interessante Ergebnisse mit den neuen Daten und Funktionen, Feedback oder weitere Anregungen würde ich mich sehr freuen. Wer den Blog gerne abbonieren und über neue Artikel informiert werden möchte, nutzt dafür am besten einen beliebigen RSS Reader und das RSS-Symbol in der Navigationsleiste oder direkt diesen link.