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Neue Version 0.3 des FI Simulators erschienen

Die Zinswende ist da. Höchste Zeit also für eine neue Version des FI Simulators, die auch mit Anleihen zurecht kommt. Ich werde die neuen Funktionen in den nächsten Wochen ausführlich im Blog vorstellen. Hier aber schon einmal eine erste kompakte Auflistung aller Neuerungen:

  1. Die Basis für die neuen Funktionen sind neue Börsendaten, nämlich vor allem historische Anleihenkurse, die ich jetzt integriert habe. Einerseits sind dies Anleihenkurse aus den USA (in der gewohnten Qualität von Robert Shiller monatlich bereit gestellt) sowie ein historischer Index deutscher Staatsanleihen von 1870 bis 1959, der von Waldemar Fast erstellt wurde (Quelle: W. Fast “Die Performance deutscher Staatsanleihen - Konstruktion eines historischen Rentenindex ab Ultimo 1870 bis Ultimo 1959”). Ich habe dessen jährliche Zeitreihe zu Monatsdaten interpoliert und mit dem aktuellen REX-Performance Index der deutschen Börse verknüpft, sodass wir neben den amerikanischen Shiller-Daten jetzt durchgängige und hoffentlich konsistente deutsche Aktien- und Anleihenkurse von 1870 bzw. 1871 bis Ende 2022 für unsere Analysen nutzen können.
  2. Die bislang im Simulator angenommene feste Asset Allokation eines 100% reinen Aktienportfolios ist damit nicht mehr notwendig. Im Reiter Kursdaten kann vielmehr jetzt eine davon abweichende Asset Allokation erfasst werden, die sogar ein gemischtes Portfolio aus amerikanischen und deutschen Aktien und Anleihen erlaubt. Darüberhinaus kann dort für die Ansparphase und die Entnahmephase eine unterschiedliche Asset-Allokation genutzt werden. Eine Faustregel besagt ja, dass in der Ansparphase eine “agressive” Asset Allokation mit 100% Aktien sinnvoll ist, während in der Entnahmephase je nach Risiko-Appetit eine Beimischung von Anleihen empfohlen wird. Diese Faustregel kann man jetzt direkt im Simulator prüfen.
  3. Wie in meinem letzten Blog-Post angekündigt ist es jetzt auch möglich im Reiter Kursdaten eine Heimatwährung anzugeben. Alle Kursdaten werden für die Analyse in diese Heimatwährung umgerechnet. Dazu wurden entsprechend auch historische Wechselkurse ab 1871 in das Tool integriert. Diese sind an einigen Stellen etwas hakelig, z.B. kurz nach Ende des 2. Weltkriegs vor der Einführung der D-Mark gab es zeitweise gar keine Möglichkeit Devisen zu wechseln, sodass dort, wenn nötig interpolierte Wechselkurse zum Einsatz kommen.
  4. Daneben können jetzt auch Inflationsdaten wahlweise aus den USA oder alternativ aus Deutschland genutzt werden. Ein deutscher Investor, der beispielsweise ein reines US S&P 500 Aktienportfolio besitzt, würde dann zwar eine 100% Asset Allokation auf die US S&P 500 Stocks vornehmen, als Heimtwährung aber “DE_EUR” und als Inflation “DE” auswählen, da für ihn ja die hiesige Währung mit den lokalen Preissteigerungen relevant ist.
  5. Entgegen meiner Aussage im Artikel FI Simulator 2 - Inflation lässt sich jetzt alternativ auch eine konstante Inflationsrate von 2%,3% oder 4% pro Jahr auswählen. Auch wenn diese konstanten Inflationsraten nicht immer konsistent zu der Entwicklung der nominalen Aktien- und Anleihendaten sind, hilft diese Funktion vielleicht, FI-Berechnungen vorzunehmen für ein Land mit z.B. historisch höherer Inflationsrate.
  6. Der CAPE-Filter erlaubt es weiterhin, Zeiträume bei der Analyse auszuschließen, bei denen der Shiller CAPE Wert zu groß ist. Allerdings werden hier nur die CAPE-Werte des amerikanischen Aktienmarktes genutzt. Für ein Portfolio mit deutschen Aktien- und Anleihen muss man dessen Aussagen vermutlich mit etwas Vorsicht genießen.
  7. Der Reiter “Optimierung durch Cash-Glidepath” wurde jetzt durch eine deutlich verbesserte Funktion “Optimierung der Asset-Allokation” ersetzt. Ich hatte bewusst bislang noch keinen Blog-Eintrag zum Cash-Glidepath geschrieben, da die Zinswende ja bereits absehbar war und somit eine allgemeinere Funktion, die auch Anleihen berücksichtigt, notwendig erschien. Mit der vollständigen Integration von Anleihendaten ist dies jetzt möglich. In diesem Reiter können Entnahmeraten für alternative Asset-Allokationen systematisch berechnet werden. Dabei werden alle Renten, Cashflows und sonstigen Einstellungen weiterhin berücksichtigt um konsistent mit der Prognose der Depot-Entwicklung sowie den exakt berechneten Entnahmeraten aus den anderen Reitern zu sein, lediglich die Asset-Allokation wird systematisch variiert.

Ich werde alle neuen Funktionen in den nächsten Wochen detailliert in Form von weiteren Fallbeispielen oder mit Fokus auf ganz bestimmte historische Auffälligkeiten vorstellen.

Zwei Bemerkungen noch zum Abschluss: Ich habe versucht, Analysen, die mit der Vorversion 0.2 erstellt wurden einlesbar zu machen. Beim Speichern werden diese jetzt kompatibel mit der Version 0.3 gespeichert. Bei Problemen bei der Übernahme wäre ich daher für einen kurzen Hinweis dankbar. Außerdem habe ich die gesamte Codebasis weiter optimiert und umgestellt, d.h. unter der Motorhaube sind ebenfalls viele Änderungen passiert, die nicht direkt sichtbar sind. Damit besteht natürlich die Gefahr, dass sich hier Fehler oder Abweichungen zur Vorversion eingeschlichen haben. Falls jemand hier Auffälligkeiten bemerkt wäre ich ebenfalls für einen Hinweis sehr dankbar, idealerweise zusammen mit einer (anonymisierten und von kritischen Finanzdaten befreiten) Analysedatei. Im Voraus vielen Dank!

Ich hoffe, die neuen Funktionen sind interessant. Über weiteres Feedback oder weitere Anregungen würde ich mich ebenfalls freuen. Wer den Blog gerne abbonieren und über neue Artikel informiert werden möchte, nutzt dafür am besten einen beliebigen RSS Reader und das RSS-Symbol in der Navigationsleiste oder direkt diesen link.